Einsätze
12.10.2017 060 - 10:56 h - Oel-, Benzin-, Chemie, in Spreitenbach, Industriestrasse 176, Umgefallenes Fass mit Epoxidharz aus Lastwagen

Ein LKW ist auf dem Weg an die Industriestrasse 176 in Spreitenbach, um eine Lieferung von Epoxidharz abzuladen. Auf dem Weg zum Abladeort, muss das Ladegut auf der Brücke des LKW’s aus irgendwelchen Gründen verrutscht sein. Die 25 kg-Gebinde fliegen unkontrolliert im Laderaum herum, worauf etliche Behälter beschädigt werden und eine grössere Menge an Flüssigkeiten ausläuft.

Die zurückgelassene milchige Harzspur beginnt beim IKEA-Kreisel und führt via Pfadackerstrasse zur Industriestrasse 176, wo das Fahrzeug zum Stillstand kommt. Der Chauffeur und Mitarbeiter bei der Empfängeradresse sind dabei den LKW zu entladen und bemerken das Ausmass der Havarie. Aus dem LKW-Auflieger fliessen eine klare und eine weisse, leimartige Flüssigkeit auf den Boden. Dort wo am meisten Material ausläuft, haben die Mitarbeiter der Firma bereits Auffangwannen unterlegt. Nachdem die Feuerwehr alarmiert wird, wird der LKW ohne Bedenken weiterhin entladen. Diese Personen sind sich nicht bewusst, mit was für Flüssigkeiten sie hier zu tun haben.

Vor Ort angekommen, empfängt uns eine verantwortliche Person der Firma und informiert uns, dass es sich um ein Epoxidharz handelt. Dieses wird für die Herstellung eines Bodenbelages eingesetzt. Schätzungsweise sind rund 3-400 Liter ausgelaufen.

Als erste Massnahme sperren wir den Schadenplatz grossräumig ab und nehmen alle betroffenen Personen aus der Schadenzone raus. Diese warten bei der Dekostelle auf die weiteren Anweisungen der Feuerwehr. Beim Transport von Gefahrgut, muss jeder Chauffeur die Lieferscheine und Sicherheitsdatenblätter des Transportguts in der Fahrerkabine mitführen. Umgehend werden diese Papiere mit den aufgeführten UN-Nummern mit den Ericards verglichen und die Gefahren eingeschätzt. Es handelt sich um zwei Gefahrengüter, welche ätzend und umweltgefährdend sind. Als erste Hilfe Massnahmen besagen die Ericards, dass Personen, die mit dem Stoff in Berührung gekommen sind oder Dämpfe eingeatmet haben, sofort in medizinischer Behandlung zuführen sind.

Beim Entladen des LKW’s werden zwei Personen mit dem Medium an den Händen und Kleidern kontaminiert. Eine dritte Person beklagt sich über Unwohlsein. Umgehend wird der Rettungsdienst aufgeboten. Dieser trifft nach kurzer Zeit auf dem Schadenplatz ein und beurteilt die Situation. Es werden zwei weitere Rettungsfahrzeuge aufgeboten, welche alle drei verletzten Personen zur Kontrolle ins KSB nach Baden überführt. Diese werden jedoch zuerst dekontaminiert, damit das Medium nicht aus der Gefahrenzone gelangt.


11:16 h Nachalarmierung Chemiewehr, Oel-, Benzin-, Chemie, in Spreitenbach, Industriestrasse 176, Empfang durch Fw Spreitenbach bei Globus, Ausfahrt Autobahn Spreitenbach. Havarie Fass 400 Liter UN 3082


Parallel zum Aufgebot der Ambulanz, erfolgt auch das Aufgebot der Chemiewehr ES Dottikon. Diese rückt mit 4 Einsatzfahrzeugen und 20 AdF nach Spreitenbach aus. Nach Absprache mit der Einsatzleitung übernimmt die Chemiewehr den Havarie-Abschnitt und beginnt mit der Sanierung. Diese Arbeiten dauern ziemlich lange, da es sich um ein zähflüssiges Medium handelt und schon einige Stellen auf dem LKW verklebt sind. Das Medium ist nicht wasserlöslich, was die Sanierung zusätzlich erschwert.

Dasselbe Problem weisst auch die milchige Spur auf der Fahrbahn vom IKEA-Kreisel bis zum Standort LKW auf. Ein Einsatz von Oelbindemittel bringt nichts, da das Harz regelrecht auf dem Asphalt klebt. Die Zeit wird das Problem lösen. Das Harz wird hart und bröckelt irgendwann ab. Gemäss Chemiewehr besteht hierbei keine Gefahr für die Umwelt.

Währendem die Chemiewehr mit den Arbeiten im und rund um den LKW beschäftigt sind, erfahren wir, dass an der Pfadackerstrasse ebenfalls eine Lache mit dem Medium vorhanden ist. Gemäss Angaben der zuständigen Spedition, wollte der Chauffeur an der Pfadackerstrasse bei einer Firma weitere Ware laden. Der Kunde bemerkt aber die Havarie auf der Ladebrücke und weigert sich, seine Ware im kontaminierten LKW mitzugeben. Der Chauffeur nimmt dies zur Kenntnis und fährt unüberlegt weiter an die Industriestrasse. Eigentlich wäre dort der Zeitpunkt gewesen, die Feuerwehr zu alarmieren. Speziell wenn man Gefahrengut transportiert und Flüssigkeit aus dem LKW läuft.
Ein Offizier von der FWSK und ein Offizier von der Chemiewehr nehmen an der neuen Adresse einen Augenschein. Die Havarie ist zum Glück nicht so stark, sodass keine Massnahmen nötig sind. Auch für die Umwelt besteht keine Gefahr.

Die Arbeiten an der Industriestrasse nehmen langsam Formen an. Die Chemiewehr separiert ganze Gebinde von defekten Gebinden, damit der Besitzer der Lieferung weiss, was er noch gebrauchen und was er fachgerecht entsorgen muss. Mit speziellem Chemikalienbinder wird die ausgelaufene Stoffmenge auf der Ladefläche und unter dem LKW gebunden und in Entsorgungsbehälter gefüllt. In der Sanierungsphase werden auch die Wannen unter dem LKW entfernt. Unter einer Wanne kommt ein Abwasserschacht zum Vorschein. Wir stellen fest, dass zwar Flüssigkeiten in den Schacht gelaufen sind, aber noch kein Medium in die Kanalisation gelangt ist. Der vorinformierten ARA können wir Entwarnung geben. Das Medium aus dem Schacht wird ebenfalls geborgen und in Fässer gefüllt.

Das Amt für Umwelt wird durch die Kapo über die Schadenlage informiert. Da gemäss der Chemiewehr keine Gefahr für die Umwelt besteht, rückt das AfU nicht auf den Schadenplatz aus.

Die Lage entspannt sich nach und nach und gegen 14:30 Uhr kann ein Grossteil der Mannschaft der FWSK entlassen werden. Rund eine Stunde später ist auch die Chemiewehr mit den Arbeiten zu Ende und wir können den Schadenplatz wieder dem Eigentümer übergeben. Etwa gleichzeitig kehren auch die drei hospitalisierten Personen wieder zurück. Es konnten zum Glück keine ernsthaften Verletzungen festgestellt werden. Nach dem Retablieren endet der Einsatz für die FWSK um 16:00 Uhr.

Im Einsatz standen:
FWSK mit 25 AdF / 4 Fahrzeuge
CW ES Dottikon mit 20 AdF / 4 Fahrzeuge
Kapo mit 2 Personen / 1 Fahrzeug
Sanität mit 6 Personen / 3 Fahrzeuge

Chemiewehreinsatz