Einsätze
20.07.2018 055 - 06:20 h - BMA, in Killwangen, Industriestrasse 1, Walter Mäder AG

Im Gebäude 9 / Werk 2 der Walter Mäder AG in Killwangen stehen im 1. OG drei Reaktoren, in welchen verschiedene Harze hergestellt werden. Polyester- und Alkydharze, Gel- und Topacts, und auch gefüllte Brandschutzharze um es genauer zu präzisieren. Diese Harze finden Anwendung in Formteilen wie z.B. für Zug-Nasen, div. Leichtbau-Teile, in der Autoindustrie, so wie auch in Lacken und Farben.

Bei der routinemässigen Probeentnahme kommt es kurz vor 6 Uhr nach dem Schichtwechsel zu einer Havarie. Beim Entleeren des Auffangeimers am Ende des Auslaufs kommt es zum Malheur und versehentlich wird der Hebel eines Ventils geöffnet. Das 230 Grad heisse Harz spritzt aus dem Tank, sodass dem Mitarbeiter nur noch die Flucht aus dem Gebäude übrig bleibt. Das Leck konnte nicht mehr geschlossen werden. Das flüssige Harz verteilt sich im Nu im ganzen Raum, und tropft von verschiedenen Stellen in das EG. Entlang von Wänden, Liftschacht, Türen, Durchgangslöcher und etliche weitere Stellen, sucht sich die Flüssigkeit den Weg ins EG.

Bei der Anfahrt sehen wir, wie über der Firma Mäder eine weisse Dampfwolke schwebt, welche sich in Richtung Bahnhof und Geleise bewegt. Kein gutes Zeichen, da wir zu diesem Zeitpunkt auch noch nicht wissen, was uns erwartet und ob es sich um eine giftige Substanz handelt oder ob ein Brand ausgebrochen war. Es wird umgehend die Gesamtfeuerwehr zum Grossalarm aufgeboten.

06:32 h Aufgebot Gesamtfeuerwehr Spreitenbach-Killwangen, Brand-Gross

(Anmerkung: Diese Meldung wurde durch die Alarmstelle versehentlich mit dem Pagertext: BMA, in Killwangen, Industriestrasse 1, Walter Mäder AG, übermittelt. Also die gleiche Alarmmeldung wie zuvor bei der Erstalarmierung von 06:20 Uhr. Die Alarmmeldung hätte jedoch „Brand-Gross“ lauten sollen.)

Das Aufgebot erreichte jedoch alle Alarmgruppen der FWSK. Man merkt jedoch, dass Ferienzeit ist und daher ist auch klar, warum nur knapp 30 Nasen auf dem Schadenplatz eintreffen. Schlussendlich reichte dieser Mannschaftsbestand aus, um den Einsatz zu bewältigen.

Vor Ort treffen wir auf die grosse Havarie und stellen fest, dass die für uns noch unbekannte Flüssigkeit bereits unter der Türe auf die Anlieferrampe läuft. Während ein Atemschutztrupp ins Gebäude vorrückt um sich ein Bild zu verschaffen, wird der Zutritt ins Gebäude für jegliche Personen verhindert und der Schadenplatz grossräumig abgesperrt. Gemäss Rückmeldung der Mäder, befinden sich keine weiteren Personen im besagten Gebäude.

Umgehend nehmen wir Kontakt mit dem Chemiefachberater auf und bieten die Chemiewehr ES Dottikon auf.

06:36 h Aufgebot Chemiefachberater
06:43 h Aufgebot Chemiewehr ES BFW Dottikon

Zwischenzeitlich wird uns von den zuständigen Personen auch das Sicherheitsdatenblatt der ausgelaufenen Flüssigkeit überbracht. Es handelt sich ein Produkt mit dem Namen PLUSAQUA KL-405/269; ein Harz zur Herstellung der obenerwähnten Produkten. Gemäss Datenblatt handelt es sich um keine gefährliche Substanz oder Mischung. Jedoch sollte man direkten Haut- und Augenkontakt vermeiden.

Damit sich die Flüssigkeit nicht weiter verbreitet, werden mittels Sägemehl kleine Dämme erstellt. Diese erfüllen ihren Dienst und halten die Flüssigkeit auf. Gleichzeitig haben wir Glück und der Kessel mit der Flüssigkeit ist zwischenzeitlich leer.

Die unterdessen eingetroffene Chemiewehr verschafft sich ein Bild im Gebäude und gibt Entwarnung. Dennoch sind die betroffenen Räumlichkeiten bis auf den letzten Zentimeter kontaminiert. Das abkühlende Harz verdickt sich und bildet eine klebrige Masse, welche kaum mehr zu entfernen ist. Diese ist mit einem zähflüssigen Honig vergleichbar.

Da sich zur Ereigniszeit eine weisse Wolke in Richtung Bahngeleise bewegte, ist auch die Intervention der SBB auf dem Schadenplatz aufgekreuzt. Ein Lokführer eines vorbeifahrenden Zuges hat den „Rauchaustritt“ aus dem Gebäude gesehen und umgehend Alarm geschlagen. Bei der weissen Wolke handelte es sich um eine Dampfwolke, welche entstanden ist, als sich der Dampf vom heissen Harz (230 Grad) mit der kühlen Morgenluft verbunden hat.

Es werden Kontrollen mit der Wärmebildkamera gemacht und die Flüssigkeiten konnten soweit gestoppt werden, dass sich diese nicht noch weiter verbreiten. Die Gefahr ist gebannt und für die Feuerwehren gibt es keine weiteren Aufgaben.

Beim anschliessenden Schlussrapport mit allen zuständigen Blaulichtorganisationen, Sicherheitsverantwortlichen und der Geschäftsleitung der Walter Mäder AG, berichtet der Einsatzleiter Sven Imboden von Glück im Unglück. Wichtig ist, dass es keine verletzten Personen gegeben hat und das zu keiner Zeit eine Gefahr für Mensch, Tier und die Umwelt bestanden hat.

Gemäss Rückmeldung durch die Firma Walter Mäder AG, sind bei der Havarie rund 5 Tonnen Harz ausgelaufen. Gleich nach dem Einsatz beginnt die Sanierung durch eine externe Firma.

Die Feuerwehr Spreitenbach-Killwangen bedankt sich bei allen beteiligten Einsatzkräften für die tolle Unterstützung. Der Einsatz endet um 09:30 Uhr

Ausgerückte Einheiten:
- Feuerwehr Spreitenbach-Killwangen (28 AdF)
- Chemiewehr ES Dottikon (18 AdF)
- Betriebslöschgruppe Walter Mäder AG (9 AdF)
- Intervention SBB (3 AdF)
- Chemiefachberater (1)
- Vertreter der Aargauischen Gebäudeversicherung (1)
- Amt für Umwelt (nicht vor Ort; telefonische Kontaktaufnahme)
- Kapo Aargau (4 Pol)
- Sibe, Geschäftsleitung Walter Mäder AG


Chemiewehreinsatz


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